Sie liebt mich, sie liebt mich nicht...
Vielleicht gehören wir ja wirklich ins Museum. Altersschwach und abgehalftert mit einer Biographie voll pathologischem Pathos und dem Ruf nach Erhaltung. Pädagogen, Bildungsbürger aus einer anderen, analogen Welt. Wenn aber dann die Museen immer moderner werden und Frida Kahlo eine Videoinstallation, Picasso ein Computerspiel wird und Blumen von einer KI kreiert werden, wo sollen wir dann noch hin?
Gewiss nicht ins Museum. Und doch kann man der Kunsthalle in München zu Gute halte, mit der Zeit zu gehen und zu versuchen mit einer Ausstellung, die Flowers heißt, bei der es aber um Blumen geht, den Nerv der Zeit zu treffen ins bunte Unterhaltungsprogramm, in dem die Hashtags eine Bewusstseinserweiterung simulieren. Denn man kann nicht konservativ genug sein, um den Kunstanstalten zu verbieten, den Kampf gegen die kulturelle Vernetflixung anzunehmen und moderne Wege zu gehen, um auch die folgenden Generationen auf der Spielwiese der Kunst zu bespaßen und ihnen einen Mehrwert abseits vom Wirtschaftswachstum einzupflanzen.
Wenn dann aber die Setzlinge vor der Tür stehen, in erster Reihe, um die virtuellen Blumen zu pflücken, und die Wälder der Kultur einzuatmen, an einem Dienstag, an dem die preisliche Auswüchse bewusst domestiziert wurden und Kindern nur das berechnet wird, was ein Klobesuch auf der Autobahnraststätte kostet, werden die Jungpflanzen abgemäht, wie die Taennlinge von den Stahlkanten intelektuell geschmolzener Skifahrer.
Zu viele Kinder würden an dem vom Kultusministerium ausgelobten Museumstag den Garten Eden betreten wollen, anmelden hätte man sich müssen, obwohl am Telefon das Gegenteil behauptet wurde. Vielfach. Schon hier gerät die begleitende Schulgärtnerin in Versuchung die Spitzhacke auszupacken. Da aber der Museumswart dann anfängt zu Hauf die früh Geborenen, aber spät Gekommenen, Rentnergangs durch die Gasse der Setzlinge zu leiten, lässt sie den Kopf hängen wie ein begossener Pudel. Die Idee, dass die Modernisierung der Präsentationskultur für Pubertierende in Angriff genommen wurde - Pusteblume.
Alter vor Zukunft.
Zerpflückt werden in diesen Zeiten weiterhin die Jugendlichen, während das Alter unter Naturschutz zu stehen scheint, obwohl wir doch allle am Ende Dünger werden. Im Global Seed Vault, in Spitzbergen werden Samen gebunkert, um das pflanzliche Erbe der Menschheit zu bewahren, aber die Menschheit sperrt Kinder aus (Museum) oder ein (Corona) und vergisst dabei, dass irgendjemand die Samen auch Pflanzen muss, der noch keine Arthrose hat.
Am Ende zeigt der Wachhund vor dem Museum tatsächlich Einsicht und lässt die Jugendlichen nach den älteren Damen und Herren ins Heiligtum. Das mag ein versöhnliches Ende sein. Der Samen im Kopf der Kinder aber ist gepflanzt. Er wird regelmäßig gegossen.